Wenn E-Mail- oder Internetadressen am Satzende stehen, setzt man danach noch einen Schlusspunkt? Diese Frage höre ich oft, und sie wird bisher in keinem mir bekannten Nachschlagewerk beantwortet. Das ist umso erstaunlicher, als wir ja nun nicht erst seit gestern mit dem Internet zu tun haben und an vielen Stellen auf Websites und Mailadressen hinweisen.
In diesem Fall könnte der Grund für das Schweigen aber einfach darin liegen, dass es keinen Anlass für eine Sonderregelung gibt: Ein Satz ist ein Satz, und Sätze enden mit einem Punkt. Ein Beispiel:
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Dass ein zusätzlicher Punkt nach ».de« oder ».com« merkwürdig aussieht, spielt dabei keine Rolle. Es ist heute jedem Leser zuzutrauen, selbst zu erkennen, dass der letzte Punkt bei »www.sprachpingel.de.« nicht zur URL gehört. Und in Dokumenten, die online gelesen werden, verlinkt man ohnehin direkt zum jeweiligen Referenzobjekt.
Manchmal sehe ich einen Leerschritt zwischen URL und Schlusspunkt. Diese Variante ist genauso falsch, wie sie es in einem Satz ohne URL am Ende wäre. Wenn Sie sich mit dem korrekten Punkt gar nicht anfreunden können, bauen Sie den Satz einfach um:
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Oder formulieren Sie einen Hinweis, der kein vollständiger Satz ist, dann fällt der Punkt weg:
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11 Kommentare
Das Problem bei dem Punkt direkt hinter der URL (also ohne Leerzeichen) ist, dass manche Programme (nicht nur Acrobat, auch diverse Browser) selbstständig Links erzeugen. Und die separieren den Punkt nicht. Und das führt dann zu Fehlermeldungen und nicht funktionierenden Links. Schwierig. Dafür immer alles umzuformulieren ist eine unzureichende Lösung. Dasselbe passiert übrigens auch mit schließenden Klammern, denn die werden ja auch ohne Leerschritt hinter der URL geschlossen.
Danke für den Hinweis. Ich sehe ein, dass es mühsam ist, deswegen umzuformulieren. Es kann aber auch nicht sein, dass Rechtschreibregeln außer Kraft gesetzt werden, nur weil Softwareunternehmen das nicht hinkriegen ;-)
Da hast du recht. Gleichzeitig sitzen die alle in den Staaten, wo das nicht so streng gesehen wird oder? In manchen (Grafik-)Programmen kann man es so lösen, dass man ein Leerzeichen vor den Punkt setzt, das man dann gaaaanz schmal macht.
Auch eine Möglichkeit!
An die falschen Links, die dabei automatisch generiert werden, wie Ania beschrieb, dachte ich beim Lesen dieses Artikels auch sofort. Und so gerne ich die Sprachpingel-Kolumnen auch lese, der Standpunkt „Es kann aber auch nicht sein, dass Rechtschreibregeln außer Kraft gesetzt werden, nur weil Softwareunternehmen das nicht hinkriegen“ ist zwar eigentlich richtig, greift im Alltag aus diesem Grund aber zu kurz. Denn es nützt niemandem, wenn ich einen richtigen Text rumschicke, den meine Leser trotzdem nicht wie vorgesehen nutzen können. Die Menge derjenigen, die das Problem mit dem automatisch und fälschlich in den Link eingebauten Punkt nicht erkennen, ist groß, verdammt groß. Man muss es also irgendwie umgehen. Wobei ein Leerschritt vor dem Punkt natürlich tatsächlich gar nicht geht. Bliebe die Doppelpunkt-Variante.
Ob es noch weitere Lösungsvorschläge gibt?
@Katja: Natürlich nützt das niemandem, da sind wir uns völlig einig. Was ich meinte, war, dass wir dann eben doch umformulieren müssen, sodass URLs nicht am Satzende stehen. Mühsam und nervig, aber in solchen Programmen wohl bis auf Weiteres nicht anders möglich.
Jo.
Ist wohl so …
Generell sollte man URL’s nicht in ganze Sätze packen. Die letzte Variante gefällt mir am Besten! UrL’s sollten immer gesondert stehenund aus Usabilitygründen direkt verlinkt sein.
LG
Christiana
Zwei technische Aspekte:
1. Ein Punkt hinter einem Hostnamen, also z.B. „www.sprachpingel.de.“ ist kein Problem, genau genommen gehört der Punkt da sogar immer hin. Der Punkt ist da kein Satzzeichen, sondern Teil des Hostnamens und bedeutet schlicht „Root-Domain“, also die Domain, in der die sogenannten Top-Level-Domains wie de, com, org, net, info zu finden sind. Ohne den Punkt suchen Rechner erst einmal im lokalen Netz.
Wenn ich also z.B. im Netz der Uni Hamburg zu „www.sprachpingel.de“ (ohne abschließenden Punkt) surfe, sucht der Rechner erst einmal nach „www.sprachpingel.de.uni-hamburg.de.“, scheitert, und kämpft sich bis „www.sprachpingel.de.“ durch. Wenn jemand in der Uni Hamburg einen garstigen Tag hat, richtet er einen Rechner mit dem Hostnamen „www.sprachpingel.de.uni-hamburg.de.“ ein und leitet so alle Surfer innerhalb der Uni Hamburg auf „Jule’s ihre tolle Web Site in die Inter Nett“. ;-)
2. Ein Hostname alleine ist keine vollständige URL. Auch wenn alle gängigen Browser „www.sprachpingel.de“ verstehen, lautet die vollständige URL „https://www.sprachpingel.de/“, oder noch genauer „https://www.sprachpingel.de./“.
Zum Problem wird der Punkt am Ende der URL, wenn man wirklich nicht mehr entscheiden kann, ob der Punkt Teil der URL oder nur Satzzeichen ist, wie z.B. in https://www.example.com/newsletter/join.cgi?token=8g!z/qw$x. Ist nun „https://www.example.com/newsletter/join.cgi?token=8g!z/qw$x“ oder „https://www.example.com/newsletter/join.cgi?token=8g!z/qw$x.“ gemeint?
Natürlich sollte man versuchen, solche problematischen URLs zu vermeiden. Von technischer Seite spricht nichts dagegen, die notwendigen Informationen anders zu übertragen, z.B. „https://www.example.com/newsletter/join.cgi?token=ABKWGIUGTFQT“ oder „https://www.example.com/newsletter/join.cgi/ABKWGIUGTFQT/“.
Es gibt eine oft überlesene Empfehlung, wie man URLs in Fließtext unterbringen soll. In der „Internet-Norm“ RFC1738, die dieses Jahr 20 Jahre alt wird, findet man den „APPENDIX: Recommendations for URLs in Context“. Kurz gesagt soll man URLs die vier Zeichen „URL:“ voranstellen und die URL mit vorangestelltem „URL:“ in spitze Klammern einpacken. Nachzulesen in (URL:https://tools.ietf.org/html/rfc1738). Und schon ist klar, das im vorherigen Satz der Punkt nur Satzzeichen und nicht Bestandteil der URL ist. Das funktioniert auch mit dem Beispiel aus dem vorherigen Absatz, nämlich als (URL:https://www.example.com/newsletter/join.cgi?token=8g!z/qw$x.). Der Punkt ist Teil der URL, und nach der „verpackten“ URL folgt noch ein Punkt als Satzzeichen.
Spitze Klammern sind in URLs nicht erlaubt, und Software ist meistens schlau genug programmiert, in spitze Klammern eingepackte URLs als solche zu erkennen.
Die RFC1738 regelt auch, wie man URLs auf zwei oder mehr Zeilen auftrennt: Man bricht sie einfach nach Interpunktionszeichen oder notfalls auch mitten zwischen Buchstaben durch, ohne einen Bindestrich oder sonstige Zeichen einzufügen. Dass die Einzelteile zusammen gehören, ist durch die spitzen Klammern klar.
Der Bindestrich entfällt auch, weil ein eingefügter Bindestrich vom Leser als Minus-Zeichen gelesen werden könnte. (URL:https://cgi-03.example.com/bla-fasel.cgi) ist für Computer leider etwas völlig anderes als (URL:https://cgi03.example.com/blafasel.cgi).
Ich bin beeindruckt – danke, dass du dir die Zeit genommen hast, das so ausführlich zu erklären!
Abgesehen davon, dass das Problem mit der Link-Erzeugung nur für Online-Texte gilt und nicht für Zeitungen, Bücher oder Briefe: Eine Möglichkeit wäre doch, wenn man die Web-Adresse mit Leerzeichen vor dem Punkt eingibt und kurz wartet, bis das Programm das Link erzeugt und dann das Leerzeichen löscht?